Der perfekte Laufschuh

Der perfekte Laufschuh

7. April 20173 Minuten Lesezeit

Lange Zeit habe ich neben dem Studium als Verkäufer unter anderem Laufschuhe verkauft. Als Triathlet war das für mich natürlich eine wirklich tolle Sache und ich wusste stets auch in der Praxis, von was ich im Laden theoretisch gesprochen habe. In diesem Artikel will ich Dir die Theorie etwas näher bringen und Dir beim Kauf Deines nächsten Laufschuhs etwas Unterstützung bieten.

Zunächst einmal solltest du wissen, dass es aktuell drei grundlegend verschiedene Ansätze im Laufschuh-Bereich gibt. Unterschieden wird zwischen sogenannten "Barfuß"- oder Minimalschuhen, sowie Neutral- und Stabilschuhen.

Der Unterschied zwischen diesen Kategorien ist, dass Dir Barfußschuhe den größtmöglichen Spielraum und eine sehr hohe Flexibilität beim Laufen gewähren, indem die Sohle verhältnismäßig dünn und biegsam ist. Dadurch ist deine Fußmuskulatur gezwungen, selbst zu arbeiten. Denn Dämpfung gibt es in diesen Schuhen so gut wie keine - je nach Modell mehr oder weniger. Diesen Schuh kann ich daher nur erfahrenen Läufern empfehlen, die auch "aktiv" über den Vorfuß laufen können. Ich erkläre das immer ganz gern mit kleinen Babys, die das Laufen lernen: Ganz am Anfang gehen wir alle auf den Zehenspitzen und sobald wir Schuhe anhaben, gewöhnen wir uns den Laufstil über die Ferse an. Dies ist aber ziemlich unnatürlich, denn dadurch können wir barfuß die Stöße über die Muskulatur überhaupt nicht dämpfen. Dies funktioniert nur beim Gehen/Laufen über den Vorfuß, denn dadurch kann die Wadenmuskulatur jeden Schritt abfedern und der Stoß beim Aufprall vom Fuß am Boden wird nicht bis zur Wirbelsäule übertragen. Dies hört sich eigentlich doch ganz danach an, dass wir alle nur noch über den vorderen Teil vom Fuß laufen sollten, oder!? Ja, hat aber den Haken, dass unsere Muskulatur zum Teil stark verkümmert ist und deshalb erst Schritt für Schritt langsam aufgebaut werden muss, bis wir soweit sind. Aus diesem Grund empfehle ich solche Schuhe keinem Anfänger, denn entweder riskiert man eine völlige Überlastung der Wadenmuskulatur und der angrenzenden Achillessehne mit einer sehr wahrscheinlich langwierigen Entzündung. Oder man läuft über den Rückfuß in einem Schuh, der nicht über die dafür nötige Dämpfung verfügt und ruiniert sich mittelfristig die Knie- und vor allem die Hüftgelenke.

Ganz anders als der Minimalschuh ist ein Stabilschuh aufgebaut. Dieser hat im inneren Bereich der dickeren Sohle eine härtere Schäumung eingearbeitet. Die Sohle besteht also zum größten Teil aus einem normal weichen Schaummaterial und einem wesentlich härteren Material, wodurch der Abrollvorgang vom Fuß je nach Härtegrad mehr oder weniger stark beeinflusst wird. Der natürliche Abrollvorgang beim Laufen über den Rückfuß fängt von der äußeren Kante an der Ferse an und verläuft im Anschluss quer nach vorne zur Innenseite vom Laufschuh. Diesen Vorgang nennt man in der Fachsprache "Pronation". Dagegen spricht man von "Überpronation", wenn man zu stark nach innen abrollt und man vom "einknicken" spricht. Durch die Pronationsstütze im Stabilschuh, sprich das härtere Material, kann diese Überpronation hin zu einer normalen Pronation verändert werden.

Ich persönlich bin jedoch kein Fan von Stabilschuhen, da diese in meinen Augen den Laufstil unnötiger Weise beeinflussen. In der Regel liegt es in meinen Augen überwiegend an einer zu stark verkümmerten Muskulatur, dass man so stark überproniert. Sobald man durch regelmäßiges Training die Muskulatur aufgebaut und gestärkt hat, verändert sich bei fast allen Menschen die Abrollbewegung im positiven Sinne und das Einknicken verschwindet von allein. Durch die stabilen Schuhe unterstützt man in meinen Augen jedoch genau diesen Muskelaufbau nicht, sondern entlastet den Fuß weiter an der Stelle, wo er ohnehin schon sehr schwach trainiert ist und man verstärkt den Fehler eher mehr.

Daher bin ich klarer Freund von Neutralschuhen. Diese haben durchgehend ein gleich weiches Material im Sohlenbereich vorzuweisen, so dass der Laufstil nicht verändert wird. In meinen Augen schadet es gerade am Anfang nicht, etwas mehr Geld für mehr Dämpfung auszugeben. In der Regel sind die besser gedämpften Schuhe nämlich auch die teureren. Ich kann als ehemaliger Verkäufer klar sagen, dass man hier einen wesentlichen Qualitätsunterschied zwischen teureren und günstigeren Modellen merkt. In der Regel kann man um die 140 Euro für ein Paar hochwertige Laufschuhe im Originalpreis rechnen, mit denen man 800 bis 1.500 Kilometer weit laufen kann, ehe man wieder ein neues Paar benötigt. Spätestens nach drei Jahren sollten die Schuhe aber dann auch getauscht werden, selbst wenn man kein einziges mal damit gelaufen ist - denn die Zwischensohle wird alt, spröde und verliert mit der Zeit leider ihre Dämpfqualität. Ich empfehle zudem mehrere Paar Laufschuhe, am besten für jeden Lauf pro Woche ein eigenes Paar, dann dadurch gewöhnt sich der Fuß an keinen bestimmten Schuh und die Schuhe halten dennoch mindestens so lange - man gibt also auch nicht mehr Geld aus. Der Vorteil ist dabei, dass man dann für jeden Lauf unterschiedliche Schuhe verwenden kann, etwa Minimalschuhe für kurze und schnelle Läufe oder gut gedämpfte Neutralschuhe für lange und langsame Trainings.

In jedem Fall hoffe ich, Dir ein wenig weitergeholfen zu haben ;-)


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