Länger leben durch Bewegung

Wenn wir von Muskeln sprechen, denken viele sofort an Sport und vermutlich speziell ans Fitnessstudio und muskelbepackte Bodybuilder. Doch unsere Muskulatur ist auch ganz ohne Sport bereits in verschiedenen Ausprägungen vorhanden - allen voran der Herzmuskel.

Jeden Augenblick in Bewegung: Das Herz

Die Herzmuskulatur (Myokard) wird 24 Stunden am Tag ohne jegliche Pause von uns trainiert. Uns ist dieser Punkt während unseres Alltags meist gar nicht bewusst - doch ab und zu sollten wir uns mal die Zeit nehmen, um über dieses kleine Wunder für ein, zwei Minuten nachzudenken. In genau diesem Augenblick schlägt unser Herz und pumpt als Hohlmuskel das für unser Leben nötige Blut durch die vielen kleinen Blutgefäße durch unseren gesamten Körper, angefangen vom Gehirn über den Magen bis hin zur Zehenspitze. Unser Leben wird dabei laut einigen Studien maßgeblich durch die maximale Anzahl der Herzschläge begrenzt, nämlich 3 bis 4 Milliarden. Dies entspricht bereits der drei bis vierfachen Menge der maximalen Herzschläge im Leben anderer Säugetiere und dennoch kommen wir unserem Tod mit jedem einzelnen Herzschlag ein Stück näher. Wer jetzt denkt, er sollte auf Sport verzichten, weil dadurch die Herzfrequenz stark steigt, der irrt sich allerdings. Wer sein Leben verlängern will, sollte jetzt auf Sport umsteigen, sofern noch nicht geschehen - speziell jedoch auf Ausdauersport.

Ausdauersport trainiert das Herz

Die schlechte Nachricht für alle Kraftsportler ist, dass sich der Herzmuskel ausschließlich durch ein extensives und längeres Training zum Sportherz entwickelt. Herzwandverdickungen können zwar auch durch Kraftsport entstehen, diese sind in der Regel aber einseitig und krankhaft. Aber warum nicht einfach den Kraftsport durch drei ruhige Ausdauereinheiten pro Woche für ein längeres Leben ergänzen? ;-)

Durch ein regelmäßiges Ausdauertraining wird die Herzmuskulatur kräftiger und gleichmäßig dicker. Dadurch kann das Herz mit jedem Schlag mehr Blut transportieren und muss im Umkehrschluss für die gleiche Menge Blut unter Ruhebedingungen weniger schlagen. Konkret wiegt ein Herz eines Nichtsportlers 250 bis 300 Gramm und das eines Sportler zwischen 300 und 550 Gramm. Damit kann ein Sportherz bis zu 40 Liter Blut pro Minute durch den Körper pumpen, was etwa der doppelten Menge eines untrainierten Menschen entspricht.

Indikator: Ruhepuls

Mein eigener Ruhepuls, gemessen noch im Bett vor dem Aufstehen direkt nach dem Aufwachen, variiert je nach Trainingszustand, Stress und Schlafdauer zwischen 42 und 50 Schlägen pro Minute. Bei untrainierten Menschen oder gar Rauchern, kann dieser Wert zwischen 60 und 80 Schlägen liegen, bei Profi-Athleten bei ca. 30 Herzschlägen. Wenn man davon ausgeht, dass wir eine Stunde Sport am Tag mit einer erhöhten Herzfrequenz durchführen, profitieren wir jedoch von 23 Stunden mit einer wesentlich geringeren Schlagzahl verglichen zu einem Leben ohne Ausdauersport. Wir verlangsamen damit das Tempo, mit dem wir auf die 3 bis 4 Milliarden der maximalen Herzschläge unseres Lebens zugehen.

Nachteil des Sportherzens: Anfälliger

Am stärksten kann sich ein Sportherz übrigens im jugendlichen Alter ausprägen, wenn bereits vor der Pubertät mit einem regelmäßigen, leichten Ausdauertraining begonnen wird. Neben all diesen Vorteilen hat ein großes Sportherz aber auch einen Nachteil. Studien belegen beispielsweise, dass das verhältnismäßig größere Herz stärker zu Rhythmusstörungen bei Viruserkrankungen führen kann. Wer sich bei einer Erkrankung jedoch schont und mit dem Sport aussetzt, bei dem sollten am Ende auch die gesundheitlichen Vorteile überwiegen - und damit sollte einem längeren Leben zumindest in dieser Hinsicht nichts entgegen stehen.