Triathlon: Ins kalte Wasser gesprungen (2/2)

Triathlon: Ins kalte Wasser gesprungen (2/2)

6. Februar 20175 Minuten Lesezeit

Der zweite Artikel zum Ablauf eines Triathlons - und warum man Kampfrichter auch mal nicht so gerne mögen kann.

Kleiner Hinweis: Dies ist die Fortsetzung zu Teil 1 und behandelt den Ablauf eines Triathlon-Wettkampftag.

Check-in zur Wechselzone

Nimm am besten Deine Fahrradpumpe mit und pump zunächst Deine Reifen gut auf. Je mehr Druck im Reifen ist, umso schneller wirst du später im Rennen sein. Aber Achtung, geh nur bis an die Grenzen der physikalischen Gesetze - wachse nur körperlich über Dich hinaus- und beachte unbedingt, dass sich die Luft bei starker Sonneneinstrahlung auch ausdehnt. Dein Reifen wäre nicht der Erste, der dadurch platzt. Ich empfehle in der Regel um die 8 bis 8,5 Bar, damit kommst du im Normalfall gut zurück in die Wechselzone. Bevor du Deine Reifen aufpumpst, hast du aber bereits Deine Startunterlagen geholt. Darin befinden sich mehrere Sticker mit deiner Startnummer. Mindestens eine kommt davon vorne auf den Helm und eine seitlich links an den Rahmen oder die Sattelstütze Deines Fahrrads. Damit können Kampfrichter unterwegs erkennen von wem ein unfaires Verhalten ausgeht und die Leute anhand der Nummer disziplinieren bzw. disqualifizieren. Beim Fahrrad-Check-In bei der Wechselzone ist es wichtig, dass du Dein Fahrrad bereits mit den Aufklebern präpariert hast, deine große Startnummer am Startnummernband um deinen Körper hängt und du einen für Dich gut sitzenden und einwandfreien Sturzhelm mit dabei hast. Ja, es kann durchaus vorkommen, dass man am Morgen des Rennens mit dem Auto über den eigenen Helm fährt und dann ein Problem hat - seit mir das passiert ist, hab' ich zwei Helme. Den Rest kannst du später noch zu Deinem Fahrradständer bringen, wie etwa die Rad- und Laufschuhe. Auch hier machte ich bei meiner Premiere einen Fehler und hatte damals den Helm nicht dabei.

In der Wechselzone warten entschiedene Kleinigkeiten

Nachdem du weißt, wo Dein Fahrrad steht, solltest du alles so optimal vorbereiten, wie du es später nach dem Schwimmen vorfinden willst. Bei mir ist das so, dass ich mir den linken und den rechten Socken bereits jeweils aufgerollt in meine Schuhe hineinlege. Dadurch bin ich beim Anziehen der Socken dann relativ schnell. Wer hier nach dem passenden Socken für die linke und rechte Seite erst suchen muss, der lässt viel Zeit in der Wechselzone liegen und wird von langsameren Schwimmern überholt. Mein Startnummernband hat einen Klipp zum verschließen. Ich lege es immer offen über den Aerolenker, darüber dann den Helm und in den Helm die Sonnenbrille. Wenn ich vom Schwimmen komme, kann ich dann meine Socken und Schuhe anziehen. Danach folgt die Sonnenbrille, der Helm und dann die Startnummer. Das gehe ich bereits vor dem Rennen im Kopf mehrmals durch, damit der Ablauf auch genau so ist und ich dadurch schnell durch die Wechselzone komme.

Schwimmen gleicht Schlägerei

Hast du deine Sachen entsprechend deponiert, empfehle ich Dir, den Kreislauf noch mit etwas Warmlaufen in Schwung zu bringen. Anders als bei Lauf-Wettkämpfen, solltest du aber frühzeitig aufhören, denn vor dem Start folgt in der Regel das Anziehen des Neoprenanzugs - und das hat es in sich. Gerade wenn du schwitzt, musst du dafür relativ viel Zeit einplanen. Auch als Routinier ist es mir mal passiert, hier zu spät dran zu sein und die Folge waren durch die Eile beim Anziehen ein paar Löcher im Anzug. Mit mehr Zeit, musst du weniger stark und schnell ziehen - und vermeidest, dass Dein Neoprenanzug unter dem Zeitstress leidet. Um den Anzug hinten zu schließen, lass Dir von anderen Athleten helfen - auch sie freuen sich über Deine Hilfe. Mit deiner Schwimmbrille und der Badekappe geht es dann zum Start und hier gilt es gerade als Neuling einen Punkt zu beachten. Ein Triathlon-Start ist zunächst eine einzige Schlägerei. Das ist immer so und nur wenn du der beste Schwimmer bist, kannst du dem entgehen und vorne weg schwimmen. Die Schlägerei kommt vor allem dadurch zustande, dass man beim Start dicht gedrängt aneinander steht, sagen wir mal jeweils 30 Zentimeter Kopfabstand. Im Wasser ändert sich die Köperposition aber dann und man bringt automatisch eine ganze Körperlänge zwischen sich und dem nächsten. Wenn man hier schon mal nicht lang genug wartet, dann hat man automatisch die Füße vom Vordermann im Gesicht, der wiederum mit den Füßen Vollgas gibt. Wenn du hier nicht aufpasst, riskierst du nicht nur einen Nasenbeinbruch, sondern kannst auch schnell mal Panik bekommen. Passiert ist mir das nämlich bei meinem ersten Triathlon. Ich hab' dabei mehr Wasser geschluckt als bei allen weiteren Triathlons in meinem Leben, und das waren wirklich nicht wenige. Ich hab heftig Panik bekommen, weil ich plötzlich mitten im Feld, mitten in einer Schlägerei war und bin einfach quer aus dem Feld raus geschwommen. Ich wollte damals das Rennen aufgeben, da ich keine Luft mehr bekam und total unter Schock war, bin aber zum Glück dann zunächst langsam ganz außen weiter geschwommen und hab' dann irgendwann meinen Rhythmus gefunden und hab' wieder einige Schwimmer überholt. Mein Tipp für Deinen ersten Triathlon daher: Schwimm ganz außen! Muss die erste Boje dann rechts umschwommen werden, starte am besten rechts außen, da sich auf der Innenseite der Boje, also links, dann wieder eine Schlägerei ergibt, weil keiner einen Meter zu viel schwimmen will. Solltest du bei deinen nächsten Triathlons dann mal genug Vertrauen in deine Schwimmkünste haben, kannst du auch mitten im Feld starten und vom Wasserschatten profitieren. Das heißt du wirst durch den Sog deiner vor dir Schwimmenden ein wenig mitgezogen.

Wissen wo das Fahrrad steht

Bereits vor dem Start solltest du Dir in der Wechselzone genau eingeprägt haben, wo Dein Fahrrad steht. Bei dem relativ kleinen Triathlon in Deggendorf war es zwar nicht so schwer zu finden. Aber die Perspektive aus dem Wasser kommend, ist eine andere als beim Check-In. Daher solltest du einfach mal vorm Start den Weg vom Schwimmausstieg zum Fahrrad gehen und schauen, wie du aus dieser Richtung kommend dein Fahrrad am besten und schnellsten findest.

Kein Windschattenfahren beim Radfahren

Beim Fahrradfahren musst du in erster Linie die Windschattenzone einhalten, sonst droht Dir eine Disqualifikation - zurecht. Ich wurde aber bei einem für mich sehr wichtigen Rennen, bei der Ironman Europameisterschaft, auch einmal grundlos mit einer 6-minütigen Zeitstrafe im Regen bestraft. Bei einer zweiten Strafe gab es damals eine Disqualifikation und das obwohl ich mit reinem Gewissen behaupten darf, dass ich wirklich nicht im Windschatten gefahren bin, sondern die (sorry: blöde!) Kampfrichterin mich zu Unrecht bestraft hat. Was ich damals nicht wusste: Du kannst hierfür nach dem Rennen einen Einspruch einlegen! Das wusste ich damals nicht und bin ca. 150 Kilometer mit "angezogener Handbremse" gefahren, da ich Angst vor der Disqualifikation hatte. Das Rennen war gelaufen. Daher denk an die Möglichkeit des Einspruchs, wenn du unberechtigter Weise bestraft wirst und fahre weiter wie gewohnt.

Einfach nur Laufen

Beim Laufen musst du in meinen Augen nicht mit langsamen Tempo starten. Während du bei anderen Lauf-Rennen eventuell die ersten Kilometer etwas langsamer läufst, ist Dein Kreislauf beim Triathlon durch die vorherigen Disziplinen schon im Wettkampfmodus. Hier kannst du, sofern du noch kannst, von Beginn an Vollgas laufen. Und wichtig, gerade bei Deinem ersten Triathlon, genieße den ganzen letzten Kilometer und verschenke hier ruhig ein paar Sekunden oder Plätze. Du wirst nie wieder einen ersten Triathlon machen und es wäre schade, wenn du so kaputt wärst, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst.

P.S. Das Bild zum Artikel entstand kurz vorm Ziel in Frankfurt am Main bei der Ironman-EM, als ich die Zeitstrafe der Kampfrichterin erhielt.


Autor

0 Kommentare

Tipp des Tages